Über drei Wochen ist es schon wieder her, dass das große deutsche WordCamp in Köln etwa 312 WordPress Begeisterte in die Domstadt gelockt hat. Wie in den letzten Jahren üblich gab es wieder am Freitagabend ein gemütliches Beisammensein. Dabei konnte ich schon wieder viele alte Bekannte aber auch einige neue Gesichter aus der WordPress Community treffen und kennenlernen. Auch aus Berlin waren einige Teilnehmer angereist. Nach einer viel zu kurzen Nacht ging es dann am ersten Tag gleich mit einem prall gefüllten Programm mit vier parallelen Sessions los.
Der erste Tag
Zuerst einmal musste ich mich natürlich wieder anmelden. Die Organisation war auch hier hervorragend und auch an dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an alle freiwilligen Helfer, die das Organisationsteam so toll unterstützt haben und uns allen ein tolles WordCamp ermöglicht haben!
Begrüßung und Keynote
Die erste Session war natürlich die obligatorische Begrüßung durch das Organisationsteam. Thomas hat hierbei alle gleich richtig für die nächsten Tag begeistert und hat doch in der Aufregung dann glatt noch das Motto vergessen. Später fiel es ihm aber wieder ein 😉
Die Keynote wurde von Pascal Birchler gehalten, der vielen aus der WordPress Community, die schon länger dabei sind, bekannt sein sollte. Er schriebt unter anderem WP Magazin regelmäßig über WordPress-Themen und ich außerdem Co-Organisator des WordCamp in der Schweiz.
WordPress REST API
Im zweiten „Slot“, wie es auf neudeutsch heißt, war ich dann in der Session von Hans-Helge Bürger, der seine Meinung zur aktuell viel diskutierten REST API dargestellt hat. Er hat seine Session aber nicht von einem technischen Standpunkt aus aufgebaut und ein Fallbeispiel präsentiert, was ich wirklich sehr erfrischend fand und vermutlich für viele der Anwesenden genau richtig war. Der Vortrag fand im Rahmen des „BarCamp-Slots“ statt, den es in Köln erstmals in dieser Form gab und der sehr gut angekommen ist. Die Session war zumindest sehr gut besucht und fast bis auf den letzten Platz belegt.
Mittagspause
Normalerweise gäbe es ja über eine Mittagspause bei einem WordCamp nicht wirklich viel zu berichten. Aber Köln hat nicht nur hier neue Maßstäbe gesetzt. Neben Chili-Con-Carne (auch vegetarisch) haben sie einen Burrito-Truck organisiert. Dort konnte man zwischen Burritos mit Rindfleisch, Hühnchen und einem vegetarischen auswählen, die dann frisch zubereitet wurden. Sie waren wirklich ziemlich lecker und die Idee war wirklich klasse.
Einführung in SASS
Direkt nach der Mittagspause war ich mit meiner Session dran. Die meisten Teilnehmer an der Session waren wirklich Anfänger im Umgang mit SASS oder haben es noch nie benutzt. Aber auch die erfahreneren haben zum großen Teil noch ein paar neue Tricks gelernt, wie sie mir später berichtet haben. Das freut mich natürlich sehr. Wenn ihr wissen möchtet, was genau ich erzählt habe, dann schaut euch einfach die Folien in meinem letzten Beitrag an.
Zu meiner Session hat @photostroller auch ein paar sehr schöne Sketchnotes gemacht:
Lightning Talks
Nach meiner eigenen Session bin ich dann zu den sogenannten „Lightning Talks“ gegangen. Das sind Vorträge von nur etwa 5 Minuten. Ich finde dieses Format noch immer eine sehr gute Ergänzung zu den normalen Sessions. Der erste Talk war von Caspar Hübinger mit dem Thema „Erwartungen debuggen“. Er hat darin sehr unterhaltsam erzählt, welche Probleme es mit den Erwartungen von Kunden geben kann und wie man hier zu einem Ergebnis kommt, bei dem am Ende keiner mehr ein schlechtes Gefühl haben muss. Im zweiten Talk mit dem Titel „On Making WordPress global“ hat Petya Raykovska über das GlotPress Projekt berichtet, die WordPress übersetzt werden kann und einige interessante Statistiken zur internationalen Verbreitung präsentiert.
Im Anschluss hat uns Konstantin Obenland erzählt, was sich zukünftig beim „Dokument-Titel in WordPress“ ändern wird und wieso hier einige Entscheidungen aus den Anfängern von WordPress zu Problemen führen. Der vierte Beitrag hatte das Thema „Contact Form 7 Pflicht und Kür“ und Torsten Landsiedel hat darin einige wichtige Tipps im täglichen Umgang mit dem beliebten Formular-Plugin gegeben. Unter anderem, wie man das Formular barrierefrei gestalten kann. Der letzte Beitrag hatte den Titel „WordPress Stripped“. Dabei handelt es sich um einen sehr interessanten Ansatz für ein sehr minimalistisches Themes von Phillip Roth, der uns gezeigt hat, wie man das Frontend von WordPress um unnötigen Ballast entlasten kann.
Buzzword Information Architecture
In dieser Session von Kirsten Schelper ging es darum, wie man bei der Umsetzung eines neuen Projekts den Fokus von vorne herein auf den Inhalt der Seite legt. Dieser Ansatz wird leider bei den allermeisten Projekten nicht eingesetzt. Viel zu häufig wird schnell ein Design erstellt oder gar ein fertiges Themes gekauft, bevor man sich über die eigentlichen Inhalte Gedanken macht. Das führt dann sehr oft dazu, dass das Theme nicht wirklich zu den späteren Inhalten oder der Mission der Seite passt oder aber aufwändig angepasst werden muss. Ich fand die Session wirklich sehr gelungen und habe einige neue Ideen mitnehmen können.
Meta-Meetup
Wie auch schon in den letzten Jahren gab es auch dieses Mal wieder eine Session, in der sich alle Meetup-Organisatoren der deutschsprachigen WordPress Meetups getroffen haben, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Auch ich war natürlich wieder als Vertreter für das Berliner Meetup mit von der Partie. Aber auch einige neue Interessenten waren wieder dabei und wir können und hoffentlich bald über Meetups in weiteren Städten freuen.
Community-Party
Einen Tag zuvor gab es noch große Hektik, da die eigentliche Location aufgrund von technischen Problemen absagen musste. Aber auch hier zeigt sich ein weiteres Mal, wie gut die Organisatoren auch solche Fälle meistern konnten. Wir konnten also den Abend bei frisch Gegrilltem in einer sehr gemütlichen Atmosphäre ausklingen lassen.
Der zweite Tag
“Pick Yourself” – Warte nicht, bis jemand dein Talent entdeckt – wähle Dich selbst aus
Der zweite Tag begann für mich mit der Session von Ellen Bauer und Manuel Esposito von Elmastudio. Die beiden sind in der deutschsprachigen Community sehr für ihr Themes bekannt. Auch mein aktuelles Theme stammt ja von den beiden. Die Session fand im größten Saal statt und war sehr gut besucht. Sie haben über ihren beruflichen Werdegang erzählt und tiefe Einblicke gegeben. Sie erzählten nicht nur von den Erfolgen, sondern auch von den Fehler und den Erfahrungen, die sie dabei gemacht haben. Ich kann mir zwar noch immer nicht vorstellen, mich selbstständig zu machen, aber diese Session hat mich dennoch sehr inspiriert und motiviert, sollte ich diesen Schritt jemals wagen. Normalerweise gingen die Session beim WordCamp nur 40 Minuten, aber sie haben fast die ganze Stunde vollgemacht und da wohl auch die Organisatoren gefesselt waren, wurden sie nicht unterbrochen 🙂
WordPress geheime Superkraft – HTTPS ganz einfach auf jeder WebSeite
Im Anschluss habe ich dann mal wieder ein etwas technischeres Thema besucht. Jan Thiel hat es in seiner Session aber sehr gut geschafft, das wichtige Thema HTTPS nicht an Administratoren zu richten, sondern den Nutzen für Blogbetreiber und seine Kunden/Besucher herauszustellen. Auch ich hatte mich in den letzten Wochen und Monaten sehr viel mit dem Thema beschäftigt und konnte mir hier noch einmal eine Bestätigung dafür holen, dass ich wohl vieles richtig gemacht habe.
WordPress – Was du schon immer wissen wolltest, aber dich nie getraut hast zu fragen
Nachdem ich mir auch am zweiten Tag einen herrlichen Burrito gegönnt hatte, ging es dann frisch gestärkt in die Session von Dominik Schilling und Konstantin Obenland. Die beiden haben alle möglichen Fragen zu WordPress beantwortet und auch heikle Themen nicht vermieden. Auch wer die beiden nicht kannte hat sofort gemerkt, dass sie sehr tiefe Einblicke in die aktuelle Weiterentwicklung haben. Dominik ist Core-Contributor und er war auch der erste Deutsche mit Commit-Rechten. Konstantin ist der Lead für den Release von WordPress 4.3 und er hat uns unter anderem versprochen, dass die neue Version pünktlich erscheinen wird. Wir werden ihn beim Wort nehmen 🙂
Mehr als nur schön und optimiert – Deine Website kann mehr
Die nächste Session, die ich besucht habe war wieder aus dem BarCamp-Slot. Ralf Wiechers hat darin von einigen Projekten berichtet, die nicht unbedingt dem klassischen WordPress-Projekt entsprechen. Am Beispiel einer Druckerei hat er sehr anschaulich gezeigt, dass sich WordPress auch dafür eignet, interne Abläufe zu vereinfachen und zu beschleunigen.
Best Practices: WP-Hochlastsysteme
WordPress-Systeme werden ja durchaus auch mal für sehr stark frequentierte Website verwendet. Welche Arten von Lasten es hierbei geben kann und welche technischen Möglichkeiten hier im Einzelnen helfen können, haben Benjamin Birkenhake und Markus Heurung sehr anschaulich an ausgewählten Beispielen gezeigt. Hierbei hat man auch sehr gut erkennen können, dass es in Bezug auf Geschwindigkeitsoptimierungen keine Patentrezepte gibt, sondern jedes System genau analysiert und eine passende Strategie gefunden werden muss.
Das Child-Theme-Dilemma
Im allerletzten Session-Slot habe ich mir die Session von Torsten Landsiedel angesehen. Er hat darin sehr gut beschrieben, welche Probleme beim Einsatz von Child-Themes auftreten können und was man als Anwender, Entwickler und Theme-Designer beachten sollte, damit das Child-Theme nicht am Ende zu einem unsicheren WordPress-System führen kann. Er hat aber auch gleiche eine sehr gute Lösung in Form eines Plugins präsentiert, um viele dieser Probleme sichtbar zu machen. Ich finde den Ansatz wirklich ziemlich clever und hoffe, dass diese Funktion zukünftig auch den Weg in den WordPress-Core findet.
Verabschiedung
Leider ging auch dieses WordCamp wieder viel zu schnell vorüber. Man hatte mal wieder nicht die Zeit, sich mit allen zu unterhalten und aus der Themenvielfalt die interessantesten Sessions rauszusuchen. Das Organisationsteam hat ein paar interessante Zahlen genannt und sich natürlich noch einmal bei allen Sponsoren für ihre Unterstützung bedankt. Mit Spannung wurde aber natürlich auch der Termin und die Stadt für das nächste WordCamp erwartet. Der Staffelstab geht im nächsten Frühjahr an das Team um das Meetup Franken und wir werden uns 2016 in Nürnberg wieder treffen.
Contributor Day
Auch in Köln gab es am Montag nach dem WordCamp wieder einen Contributor Day. Dabei haben sich wieder sehr viele Teilnehmer getroffen, um an WordPress mitzuarbeiten bzw. zu lernen, wie das genau funktioniert. Wie schon bei den letzten Contributor Days habe ich wieder im Core-Team teilgenommen. Hier wurde dann auch speziell über das Thema User-Backend-Language gesprochen. Ich habe je selbst ein Plugin programmiert, mit dem man die Sprache im Backend von WordPress pro Nutzer einstellen kann. Aber durch eine Umsetzung im Core sind noch viele weitere Umsetzungen möglich. Ich bin schon sehr gespannt, wie es hier weitergehen wird.
Fazit
Die war mein drittes WordCamp in diesem Jahr und von allen WordCamps, die ich bisher besucht habe eines der besten. Nicht nur die Organisation im Allgemeinen und die Qualität der Session waren auf höchsten Niveau, sondern auch das Catering hat neue Maßstäbe gesetzt. Schon alleine der der Kaffee war mit Abstand der beste, den ich je auf einem WordCamp oder überhaupt auf einer Konferenz bekommen habe. Und was wäre ein WordCamp nur ohne Kaffee 🙂
Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das WordCamp in Nürnberg im nächsten Jahr. Aber zuvor werde ich bestimmt noch das ein oder an WordCamp besuchen. Schon nächstes Wochenende geht es ja zum großen WordCamp Europe nach Sevilla. Vielleicht treffe ich ja dort den ein oder anderen von euch schon wieder.
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