Nach einer sehr kurzen Arbeitswoche ging es keine Woche nach dem WordCamp London in die Frankenmetropole Nürnberg für das erste deutsche WordCamp in diesem Jahr. Wie auch letzte Woche möchte ich euch gerne einen kleinen Bericht vom WordCamp geben.
Samstag: Der erste Konferenztag
Anders als in London, startete das WordCamp wie bisher in Deutschland mit einem Tag voller Sessions am Samstag. Wobei, eigentlich hat es schon am Freitag angefangen. Da haben sich einige Teilnehmer des WordCamps zu einem kleinen Warm-Up getroffen. Aber nun zurück zum Samstag 🙂
Organisiert wurde das WordCamp von Teilnehmern des Meetup Franken. Es fand in der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm statt. Die Räume waren wirklich perfekt und alles lag sehr nahe beieinander. So eine Location wünscht man sich für jedes WordCamp.
Bei zweitätigen WordCamps startet der erste Tag oft mit einer Keynote. Hierfür haben sich die Organisatoren einen ganz besonderen Redner eingeladen: Bruder Natanael Ganter, einen Franziskaner. Eine mutige Entscheidung.
Bruder Natanael ging in seiner Rede auf die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage in Deutschland ein. Auf dem Bild vergleicht er gerade anhand von vier Teilnehmern das Verhältnis der Flüchtlinge mit der Gesamtbevölkerung, um klar zu machen, vor welche „Flut“ alle sprechen. Sehr positiv hat er auch die sogenannten „5 good-faith rules“ von WordPress bewertet. Ich möchte auf eine persönliche Wertung der Keynote an dieser Stelle verzichten. Ihr könnt sie euch aber bereits auf WordPress.tv ansehen und euch selbst eine Meinung bilden.
Die erste echte Session, die ich besucht habe war „How (Not) to Write Testable Code“ von Thorsten Frommen. Er hat in seinem englischsprachigen Talk erklärt, was das Testen von PHP Code durch Unittest erschweren kann und wie man sauberen Code schreibt, der gut testbar ist. Sehr gut fand ich auch seinen Appell, den Code immer so zu schreiben, dass man ihn testen kann – selbst dann, wenn man selbst diese Tests nicht schreibt. Ich versuche einige seiner Hinweise in Zukunft noch konsequenter umzusetzen.
Mittagspause und „das Essen“
Ich fasse es einfach mal so zusammen: Es gab etwas zu Essen. Wir sind nicht verhungert. Das Orga-Team hat wohl viel darüber gelernt, was man beim nächsten Mal besser machen könnte. Als Organisator von drei Camps weiß ich selbst, wie schwierig das Thema ist. Andere werden wohl in ihren Reviews kritischer sein, ich will es aber mal hierbei belassen 🙂
Lightning Talks und weiter Sessions
Nach der Pause ging es erst einmal mit einem Slot Lightning Talks weiter. Im ersten erzählte uns Michael Oeser etwas über „Die Auswahl des richtigen WordPress Themes„. Dabei war es sehr offen damit, seine Erfahrungen mit Kunden zu teilen. Der zweite Kurzvortrag von Daniel Potthast behandelte das Thema „WordPress Sicherheit„. Zuletzt stellte Phillip Roth eine Technik für „Text in multiple columns – the forgotten design feature“ vor. Wirklich ein sehr guter Ansatz für textlastige Seiten mit einem breiten Contentbereich.
Im anschließenden normalen Talk mit dem ungewöhnlichen Titel „Der WordPress Wolpertinger“ hat uns Frank Staude eine Möglichkeit gezeigt, mit der man JavaScript-Code aus PHP-Code heraus ausführen kann. Leider konnte er keinen guten Use-Case hierzu liefern. Ich bin mir also auch noch nicht so ganz sicher, ob ich dieses neue Wissen demnächst mal sinnvoll anwenden kann.
Sehr gespannt habe ich den nächsten Vortrag zum Thema „WordPress verwalten mit Composer und Git“ von Walter Ebert erwartet. Aktuell verwende ich noch einen Workflow mit WordPress als Git-Submodule. Aber sich versuche schon länger, Composer in die Verwaltung des Repos aufzunehmen, da dann keine Plugins mehr direkt versioniert werden müssen. Der Vortrag hat mir also nochmal neue Denkanstöße geben können.
Im letzten Slot habe ich mir ausnahmsweise mal keine Session angesehen und mich stattdessen ein wenig mit anderen Teilnehmern unterhalten und mich vorbereitet auf…
Die Community Party!
Ein WordCamp ohne Party? Undenkbar 🙂 Selbstverständlich hatte auch das Orga-Team aus Nürnberg etwas organisiert. Die Party fand in Z-Bau statt, der eine wirklich gute Atmosphäre hatte:
Es gab einen „Menschenkicker“, in dem sich einige Teilnehmer ein paar Matches lieferten. Später gab es noch Live-Musik von einer Band. Ach ja, zu essen gab es auch etwas. Dieses Mal sogar etwas richtig Gutes. In vier Pizzaöfen wurden bis nach Mitternacht pausenlos frische Pizzen gebacken. Die waren echt lecker. Aber leider waren die zwei etwas überfordert mit den knapp 200 Teilnehmern. Aber trotz langer Schlangen war die Stimmung ganz gut. Ein großes Lob an das Pizza-Team, die tapfer durchgehalten haben!
Sonntag: Der zweite Konferenztag
Der Tag startete für einige Teilnehmer schon um 8 Uhr mit „Frühsport“. Neben drei Laufrunden gab es auch Yoga im Angebot. Da ich leider noch immer nicht fit bin, konnte ich aber nicht teilnehmen. Ich hatte aber auch noch mit der Vorbereitung meines Talks ein wenig zu tun.
Als erste Session des Tages habe ich „Work-Life-Balance und Zeitmanagement für Freelancer“ von Maja Benke besucht. Auch wenn ich in absehbarer Zeit kein Freelancer werden möchte, war es doch ein sehr interessanter Talk, der anscheinend bei den anderen Zuhörern sehr gut ankam, denn es wurden viele gute Fragen gestellt.
Im Anschluss daran durfte ich zusammen mit einigen anderen Meetup-Organizern die „Meta-Meetup“ Session moderieren. Diese Session ist mittlerweile zu einer festen Institution auf den „großen deutschen WordCamps“ geworden. Dort tauschen sich zum einen die etablierten Meetups über Erfahrungen aus, aber es werden auch meistens neue Meetup-Organizer angeleitet, was für einen erfolgreichen Start notwendig ist. Ganz besonders gefreut hat mich, dass ein Teilnehmer ein Meetup in meiner alten Heimatstadt Mannheim starten wollte – auch wenn ich eigentlich gehofft hatte, das vielleicht irgendwann mal selbst zu starten 🙂
Nach der Mittagspause wurde es dann für mich ernst. Meine Session zum Thema „Better Themes with Scalable Vector Graphics (SVG)“ stand an. Es war mal wieder eine Session zu einem vermeintlichen „Designthema“ und ich habe sie wieder in englischer Sprache gehalten. Das Feedback auf Twitter und Co. war recht positiv. Ich denke, jeder konnte etwas Neues für sich mitnehmen. Einige Punkte werde ich hier wohl auch in nächster Zeit in einem eigenen Blogbeitrag niederschreiben.
Die Session, die ich im Anschluss an meinem Talk gesehen habe, war für mich eines der Highlights des gesamten WordCamps. Sie trug den Titel „Warum Introversion nichts schlimmes ist„. Jessica Lyschik hat dabei in einem sehr persönlichen Vortrag über ihre eigenen Erfahrungen als introvertierter Mensch berichtet. Hierbei ist sie auch auf die Stärken und Schwächen solchen Menschen eingegangen und wie sich diese in der IT-Welt nutzen lassen. Auch wenn sie sehr nervös war, was die gerade heraus zugegeben hat, war der Talk sehr motivierend und sie erntete zurecht viel Beifall. Ich finde, dass es gerade solche Sessions sind, die viel häufiger auf WordCamps oder anderen Konferenzen stattfinden sollten, da sie für mich sehr wichtig sind.
https://twitter.com/glueckpress/status/721682042019299328
Nach einer kurzen Kaffepause ging es weiter mit einem Vortrag zum Thema „Mythbuster – WordPress Performance„. Darin hat Jan Thiel einige Maßnahmen zur Performance-Optimierung von Websites betrachtet und einige davon „gebustet“, die nach seiner Auffassung nicht unbedingt so wichtig sind. Für kleine Blogs konnte ich das in vielen Fällen unterschreiben, aber gerade bei sehr großen und stark frequentierten Seiten sind Dinge wie Varnish und Co. doch absolut notwendig. Aber sein Talk war wohl eher an Betreiber kleinerer Seiten gerichtet.
Die leider schon letzte Session dieses WordCamps, die ich besucht habe war „Eigene Themes from Scratch“ von Stefan Fröhlich. Da ja auch ich ein Fan von Minimalismus in der Programmierung bin hat er mir mit seinem Vortrag aus der Seele gesprochen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich noch nie wirklich ganz bei null angefangen habe, sondern eher auf ein sehr einfaches Basistheme gesetzt habe.
Damit war das WordCamp Nürnberg 2016 leider schon zu Ende – zumindest der „Konferenzteil“. Ich möchte der Orga und den vielen freiwilligen Helfern für das tolle WordCamp danken. Wie üblich wurde aber ganz zum Schluss noch angekündigt, wann das nächste deutsche WordCamp stattfinden wird: Ich hoffe wir sehen uns alle Anfang September in Frankfurt 🙂
Montag: Der Contributor Day
Auch das WordCamp Nürnberg hatte selbstverständlich wieder einen Contributor Day. Wie schon eine Woche zuvor habe ich mich noch einmal dem Polyglots-Team angeschlossen, in Vorbereitung für den Global Translation Day, den wir heute in Berlin mit einer kleinen Gruppe begleitet haben. Ich war auch sehr überrascht, dass der Polyglots-Tisch der größte auf dem Contributor Day war:
Insgesamt hat mir das WordCamp sehr gefallen. Und wenn das Essen noch ein bisschen besser wird, komme ich gerne mal wieder nach Franken 🙂
Ich freue mich aber natürlich auch schon auf meine nächsten WordCamps. Sicher steht schon das WordCamp Europe Ende Juni fest, das mit über 2000 Teilnehmern das größte aller Zeiten – weltweit – sein wird. Ich werde auf jeden Fall wieder berichten.
Es freut mich, dass dir mein Talk (und der enthaltene Appell) gefallen hat! 🙂
Nicht alles von dem, was ich erwähnt habe, ist immer richtig oder macht immer Sinn. Ich fande es aber einfach wichtig, aufzuzeigen, WAS man hier und da bedenken kann (und oft eben auch sollte) – denn Code testbar zu schreiben, ist nicht immer mit enorm viel Aufwand verbunden. Oft reicht es, vier-fünf Dinge im Hinterkopf zu haben, und alles ist gut.
P.S.: Es ging übrigens sowohl um PHP, als auch JavaScript. 😉
Da habe ich doch glatt unterschlagen, dass du auch JavaScript Tests gezeigt hast 🙂
Ich muss aber zugeben, dass ich bis heute noch nicht einmal mit QUnit oder ähnlichem gearbeitet habe. Wird wohl langsam mal Zeit das nachzuholen 😉
[…] Rückblick […]
[…] to get this thing done: speaking at WordCamps, getting (a little) more active in commenting on other blogs, or working on some exciting projects I really would love more people to make aware of. But I […]